Wer mit dem Gedanken spielt, das Münchener Oktoberfest per Livestream in die Welt zu übertragen, sollte 2025 besser zweimal überlegen – oder zumindest das Portemonnaie zücken. Denn was früher für viele Streamer eine beliebte Kulisse war, ist nun mit bürokratischem und finanziellem Aufwand verbunden. Die Stadt München hat neue Regelungen eingeführt, die das Livestreamen auf dem Oktoberfest deutlich einschränken – zumindest für jene, die kein offizielles Drehgenehmigungsformular ausgefüllt und bezahlt haben.
Diese neue Vorgabe betrifft nicht nur große Medienhäuser oder professionelle Produktionsteams, sondern explizit auch private Streamer, YouTuber oder Twitch-Creator, die mit Smartphone und Selfiestick auf dem Festgelände unterwegs sein wollen. Die neue Maßnahme soll vor allem Kontrolle bringen – sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich. Es geht nicht nur darum, den Überblick zu behalten, wer live vom größten Volksfest der Welt sendet, sondern auch darum, an den dabei entstehenden Einnahmen mitzuverdienen. Die Stadt setzt damit ein klares Zeichen: Streaming ist kein rechtsfreier Raum mehr, auch nicht im Kontext von Feierlichkeiten.
Dabei ist besonders bemerkenswert, dass diese Regel nicht als Verbot formuliert ist. Streaming ist nach wie vor erlaubt – aber eben kostenpflichtig. Wer sich nicht im Vorfeld um die Genehmigung kümmert, riskiert empfindliche Nachzahlungen, Bußgelder oder gar ein Streaming-Verbot für die Zukunft.
So teuer wird das Streaming vom Oktoberfest
Wer glaubt, dass sich die Genehmigung mit einem symbolischen Betrag erledigen lässt, liegt leider daneben. Laut Informationen, die unter anderem vom Streamer SkylineTV (bürgerlich: Adam Wolke) veröffentlicht wurden, belaufen sich die Kosten für eine Streaming-Lizenz auf mehrere hundert Euro. Die genaue Summe wird wohl individuell berechnet – je nachdem, wie lange und in welchem Umfang gestreamt werden soll.
Doch damit ist es noch lange nicht getan. Zusätzlich zur Lizenzgebühr verlangt die Stadt München einen prozentualen Anteil an den Einnahmen, die durch den Stream generiert werden. Rund 10 Prozent der durch Werbung, Donations oder Sponsoring erzielten Umsätze sollen an die Stadt abgeführt werden. Diese Beteiligung gilt übrigens nicht nur während des eigentlichen Livestreams, sondern auch für spätere Verwertungen – etwa als Highlight-Clips oder Zusammenfassungen auf YouTube oder anderen Plattformen.
Für Streamer bedeutet das: Doppelte Belastung. Erst zahlen sie für die Genehmigung, dann müssen sie auch noch einen Teil ihrer Einnahmen abgeben. Gerade bei größeren Streamern, die mit Partnern oder Sponsoren arbeiten, wird die finanzielle Abwicklung kompliziert. Wer übernimmt welchen Anteil? Was wird wie nachgewiesen? Diese Fragen werfen neue bürokratische Hürden auf – ganz zu schweigen vom organisatorischen Aufwand, der mit der Anmeldung verbunden ist.
Klar ist: Das Oktoberfest-Streaming ist 2025 kein spontanes Vergnügen mehr, sondern ein durchreguliertes Geschäftsfeld mit klaren Spielregeln – und saftigen Kosten.
Auch kleine Streamer sind betroffen
Was auf den ersten Blick wie eine Maßnahme gegen große Influencer aussieht, trifft in Wahrheit alle – unabhängig von Reichweite, Followerzahl oder Einnahmen. Auch kleine Streamer, die das Oktoberfest lediglich mit einer Handykamera begleiten wollen, müssen die Lizenz beantragen und bezahlen. Das bedeutet: Selbst Hobby-Streamer, die keine nennenswerten Einnahmen erzielen, sind gezwungen, hunderte Euro in die Hand zu nehmen.
Für viele bedeutet das schlicht das Aus. Die Hürde ist zu hoch, der Aufwand zu groß. Wer ohnehin nur mit minimaler Technik arbeitet und keine kommerziellen Absichten verfolgt, wird das Risiko kaum eingehen – und auf den Livestream vom Fest verzichten. Damit verliert das Oktoberfest ein Stück digitale Nahbarkeit. Es sind nämlich oft gerade die kleinen Streams, die mit authentischer Stimmung, ehrlichen Eindrücken und direkter Interaktion punkten. Sie machen das Event für Zuschauer weltweit greifbar – auch wenn sie selbst nicht vor Ort sein können.
Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Will die Stadt München tatsächlich nur professionelle Inhalte zulassen? Oder geht es eher darum, jegliche öffentliche Abbildung zu kontrollieren – sei es aus rechtlichen, wirtschaftlichen oder sicherheitstechnischen Gründen? Die offizielle Begründung lautet zwar, man wolle unangemeldete Aufnahmen verhindern, unter anderem aus Schutzgründen. Doch Kritiker sehen darin vor allem einen Versuch, das Oktoberfest zu kommerzialisieren und zu monopolisieren.
Ob das langfristig der richtige Weg ist, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Die bunte Vielfalt der Streams, die das Oktoberfest in den letzten Jahren begleitet hat, wird unter diesen Voraussetzungen massiv eingeschränkt.
Was passiert bei Verstößen?
Neben der rechtlichen Absicherung verfolgt die Stadt München offenbar auch eine klare wirtschaftliche Strategie. Aus ihrer Sicht bringt das Streaming dem Event selbst keinen nennenswerten Mehrwert – weder in Form von zusätzlicher Reichweite noch bei der Besucherzahl. Das Oktoberfest ist Jahr für Jahr restlos überfüllt, Hotelzimmer sind Monate im Voraus ausgebucht, und die Straßen rund um die Theresienwiese platzen aus allen Nähten. Eine zusätzliche mediale Präsenz durch Livestreams ist daher nicht notwendig – zumindest nicht aus Sicht der Veranstalter.
Im Gegenteil: Streams könnten im schlimmsten Fall sogar kontraproduktiv wirken, etwa wenn sie überfüllte Zelte, lange Warteschlangen oder unschöne Zwischenfälle zeigen. Deshalb scheint die Stadt klar das Heft in der Hand behalten zu wollen – und zwar nicht nur, um rechtliche und finanzielle Kontrolle auszuüben, sondern auch um das Image des Fests aktiv zu steuern.