Neustart für freie Smartphones: FSF kündigt Open-Source-Betriebssystem an

Das Librephone mit einem Open-Source-Betriebssystem kommt zur richtigen Zeit!

Die Free Software Foundation (FSF) arbeitet an einem neuen, komplett freien und offenen Smartphone-Betriebssystem – mit dem Ziel, Nutzern die vollständige Kontrolle über ihre mobilen Geräte zurückzugeben. Das Projekt heißt Librephone und wurde kürzlich im Rahmen eines Livestreams öffentlich angekündigt.

Einen festen Release-Zeitraum gibt es noch nicht, aber die Richtung ist klar: Freiheit statt Kommerz, und das konsequenter als bei bisherigen Android-Derivaten.

Eine neue Antwort auf Android und iOS

Im Statement zur Ankündigung erklärte Kooyman, Vorstandsmitglied der FSF:

„Da Mobile-Computing mittlerweile so weit verbreitet ist, sind wir von Librephone begeistert und glauben, dass es das Potenzial hat, vielen weiteren Nutzern auf der ganzen Welt Softwarefreiheit zu bringen.“

Die FSF sieht Smartphones heute als kritischen Punkt in der digitalen Selbstbestimmung – denn kaum ein Gerät sei derart tief mit kommerziellen Interessen, Datensammlung und geschlossener Infrastruktur verwoben wie das Mobiltelefon.

Librephone soll diese Abhängigkeit durchbrechen.

Keine Android-Fork, sondern eine echte Alternative

Wichtig ist: Librephone wird kein klassisches Android-ROM, sondern ein eigenes Betriebssystem, das vollständig frei entwickelt wird. Während viele Projekte wie GrapheneOS, CalyxOS oder LineageOS zwar Open-Source-Bestandteile nutzen, bauen sie letztlich alle auf dem Android Open Source Project (AOSP) auf – das in vielen Fällen dennoch auf proprietäre Komponenten angewiesen ist (Treiber, Firmware, Google-Dienste etc.).

Ein Nutzer auf Hacker News berichtet, dass im begleitenden Livestream erklärt wurde, das Ziel sei es, „ein bestehendes ROM zu finden, das möglichst frei ist“ – um darauf aufbauend durch Reverse Engineering alle verbleibenden proprietären Bausteine zu ersetzen. Es bleibt unklar, ob am Ende dennoch AOSP eine Rolle spielen wird oder ein komplett neuer Kernel geplant ist. Der aktuelle technische Stand ist nicht öffentlich.

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Vergleichstabelle: Grober Vergleich zwischen Android-Forks und dem Open-Source-OS.

Rückblick: Replicant war der erste Versuch der FSF

Die Idee eines freien Smartphone-Betriebssystems ist nicht neu für die FSF. Bereits vor 15 Jahren brachte man das Projekt Replicant an den Start – eine Android-Variante ohne proprietäre Treiber, ohne Google-Dienste, vollständig unter freien Lizenzen.

Trotz der Vision und ideologischen Klarheit konnte sich Replicant nie wirklich durchsetzen:

  • Die Hardwareunterstützung war stark eingeschränkt
  • Viele Funktionen (z. B. Mobilfunk, WLAN, Kamera) blieben ohne proprietäre Firmware untauglich
  • Performance und Benutzerfreundlichkeit litten unter den Einschränkungen

Librephone will offenbar aus diesen Schwächen lernen – und den Anspruch freier Software zeitgemäß und alltagstauglich umsetzen.

Für wen ist ein freies mobiles Betriebssystem?

Für viele Nutzer mag ein komplett freies Smartphone-Betriebssystem übertrieben wirken – doch die Zielgruppe ist klar:

  • Datenschutz-Enthusiasten, die keine Tracking-Dienste wollen und Kontrolle über ihre Daten behalten wollen.
  • Open-Source-Verfechter, die proprietäre Software meiden und lieber auf Community setzen.
  • Entwickler, die eigene Anpassungen und volle Kontrolle wollen.
  • Aktivisten, Politiker und Journalisten, die ein vertrauenswürdiges Gerät benötigen, um nicht abgehört zu werden.

Gerade in Zeiten, in denen digitale Souveränität zunehmend zur politischen Frage wird, könnten solche Projekte wieder an Bedeutung gewinnen.

Dieses Projekt wäre damit noch besser, als die allgemein bekannten Android-Forks. Zudem schadet es sicherlich nicht dem Markt, wenn wir endlich ein drittes mobiles Betriebssystem haben. Der Markt wird von Android und iOS bestimmt. Früher war die Vielfalt wesentlich größer. Wir erinnern uns an Windows Phone, Symbian oder das eigene Samsung-Betriebssystem Bada. Ein solches Smartphone hatte ich damals sogar, da war ich circa 13 Jahre alt. Ich wollte unbedingt Apps für Bada schreiben und hier einfach am Start sein, sollte daraus etwas Großes werden.

Samsung hat aber recht schnell das Projekt eingestellt, es hat an Marketing gefehlt. Die Smartphone-Käufer haben immer mehr darauf geachtet, ein Android-Phone oder iPhone zu kaufen. Für ein anderes OS gab es schlichtweg keine Nachfrage mehr. Der Grund waren natürlich auch die Apps, das war in den Anfangsjahren zwischen 2008 und 2015 ein großer Faktor.

Warum Librephone zur richtigen Zeit kommt

Der Markt rund um mobile Betriebssysteme ist stark konsolidiert: Apple und Google dominieren fast 100 % des Smartphone-Ökosystems. Auch Alternativen wie Sailfish OS oder /e/OS bleiben Nischenlösungen – und nutzen oft Teile von AOSP oder proprietäre Elemente.

Ein echter Neustart, der sich nicht auf Google, Qualcomm, Broadcom oder andere Closed-Source-Zulieferer stützt, war bislang kaum möglich. Doch mit wachsenden Initiativen rund um RISC-V, freier Firmware-Entwicklung und steigender Nachfrage nach Datenschutz könnte sich das Blatt wenden.

Librephone könnte genau in diese Lücke stoßen – auch wenn der Weg dorthin steinig wird.

Wir werden das neue Open-Source-Betriebssystem definitiv beobachten und aktiv unterstützen.

Fazit: Ambitioniert, offen – aber mit vielen Fragezeichen

Die Ankündigung von Librephone ist ein starkes Zeichen: Die FSF kehrt mit neuer Energie zurück in den Mobile-Bereich – und setzt diesmal alles auf maximale Freiheit. Keine Kompromisse mit geschlossener Software, keine versteckten Abhängigkeiten.

Technisch ist noch vieles offen. Es gibt keinen Zeitrahmen, keine klaren Specs, kein GitHub-Repo – nur ein Versprechen: die Rückeroberung der Softwarefreiheit auf dem Gerät, das uns täglich am nächsten ist.

Ob das gelingt, wird sich zeigen. Aber klar ist: Ein solches Projekt hat gefehlt – und es wird mit Spannung beobachtet.

Was denkst du darüber? Wäre ein Smartphone mit dem neuen Betriebssystem etwas für dich? Wenn ja, welche Funktionen muss es haben?

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