Kaum ein Wahlkampf war in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten dreckiger, lauter und skandalreicher als der letzte. Seit einem Jahr duellierten sich Hillary Clinton und Donald Trump um die Gunst der Wähler, um das Oval Office, um die Macht.
Vorweg ist zu sagen: Die Amerikaner lieben den Wahlkampf. In keinem Land der Welt werden zweistellige Millionenbeträge für Kampagnen ausgeben. In keinem Land dieser Welt spaltet und politisiert die Wahlkampfphase eine Gesellschaft derart. It’s showtime.
Guten Morgen, Amerika! Du hast einen neuen Präsidenten!
Am Morgen des 09. November wachte Amerika und die Welt mit völlig neuen Verhältnissen auf. Die Demoskopen sagten einen klaren Sieg Clintons voraus, doch sämtliche Umfragen lagen falsch. Donald Trump vereinte 279 Wahlmänner auf sich und ist damit President-elect, sprich designierter US-Präsident. Mit 228 Wahlmännern ist Hillary Clinton weit von der 270 Wahlmannshürde entfernt.
Teile der amerikanischen Bevölkerung und der Rest der Welt reiben sich verwundert die Augen über diesen erdrutschartigen Sieg des Republikaners, der eigentlich keiner ist. Washington zittert, denn Donald Trump, der während des Wahlkampfes weder Unterstützung seiner Partei bekam noch wollte, ist jetzt an keine Weisung seiner Parteikollegen gebunden. Er ist freier als jedes andere amerikanische Staatsoberhaupt vor ihm.
Und genau das macht ihn zu einer unberechenbaren politischen Abrissbirne. Trump hat sich eine beängstigende Agenda gesteckt, die als Höhepunkt den Bau von Mauern und einen möglichen Austritt aus dem NATO-Verbund beinhaltet. Einziger Lichtblick: Die Mühlen mahlen auch im Weißen Haus sehr langsam. 4 Jahre sind zwar lang, doch im Politikbetrieb sind sie ein Wimpernschlag.
Sollte er in den ersten 100 Tagen gut beraten werden, sollte oberstes Ziel die Einigung der zerrissenen Nation sein. Der neue Präsident hat sich durch Spaltung ins Amt gebracht und glänzt nun mit Einigung – hoffentlich.
Balsam für republikanische Seelen
Trotzdem gibt es für die Republikaner einen Grund zur Freude: Die Grand Old Party, kurz GOP, verteidigte ihre Mehrheit in Kongress und Senat. Für Hillary Clinton gibt’s zumindest einen kleinen Trostpreis, denn sie gewann die sogenannte „Popular vote“. 59.814.018 Stimmen vereinte Clinton auf sich; Donald Trump hat ganze 202.340 Stimmen weniger. Möglich macht es das in die Tage gekommene amerikanische Wahlsystem.
Nach der Wahl Donald Trumps als neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, häufen sich in traditionell demokratischen Staaten wie Kalifornien und New York die Proteste. Gerade junge, weibliche, schwarze und homosexuelle Wähler versammeln sich zu Tausenden und ziehen durch die Straßen, brüllen „Not My President“, zünden Konterfeis des neuen künftigen Präsidenten an und fordern Trump auf zu gehen.
Das Land ist weiterhin tief gespalten – und das ist durchaus ein großer Grund zur Sorge. Als in Deutschland lebender US-Amerikaner habe ich eine persönliche Bitte formuliert.